CO2-Ausstoß von Neuwagen
Französische, italienische und japanische Autohersteller haben ihren Vorsprung beim Klimaschutz gegenüber den deutschen Konkurrenten weiter ausgebaut. Das geht aus den neusten Daten über die CO2-Werte der in Europa im Jahr 2006 verkauften Neufahrzeuge hervor, die der europäische Verband für Umwelt und Verkehr »Transport and Environment« (T&E) heute in Brüssel veröffentlicht hat.
Danach sind die Treibhausgas-Emissionen der von deutschen Herstellern verkauften Pkw 2006 gegenüber 2005 um durchschnittlich 0,6 Prozent angestiegen, während französische und italienische Produzenten ihre Emissionen im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 1,6 Prozent, japanische sogar um 2,8 Prozent gesenkt haben.
„Diese Entwicklung zeigt, dass die deutschen Autohersteller beim Klimaschutz den Anschluss an die ausländische Konkurrenz verloren haben. Offensichtlich haben sie die Herausforderung des Klimawandels noch immer nicht begriffenâ€, folgert Hermann-Josef Vogt vom Bundesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD). Es reiche eben nicht aus, einige wenige Öko-Modelle anzubieten, wie es beispielsweise VW und Mercedes täten. Vogt: „Der Einbau moderner Spritspartechnik, Effizienzsteigerung und Gewichtsreduzierung müssen Maximen für die ganze Modellpalette sein, um den CO2-Ausstoß merklich zu senken und angesichts stetig steigender Ölpreise zukunftsfähig zu bleiben.â€
Betrachtet man die deutschen Hersteller im Einzelnen, zeige sich ein differenziertes Bild. So konnte die BMW AG den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Flotte um 2,5 Prozent senken. Dieser Fortschritt wurde jedoch von den beiden größten Unternehmen der deutschen Autobranche – der DaimlerChrysler AG (heute Daimler AG) und der Volkswagen AG – mehr als aufgefressen: Die CO2-Emissionen der von Daimler verkauften Neuwagen legten um 2,8, die von VW um 0,9 Prozent zu. Besonders drastisch falle der Vergleich zum Toyota-Konzern aus. Deren verkaufte Neuwagen hätten 2006 im Schnitt fünf Prozent weniger CO2 emittiert als noch 2005.
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD: „Nichts ist unmöglich, wie Toyota wieder einmal vormacht. Die deutschen Hersteller müssen dagegen erneut zum Jagen getragen werden.†Deshalb müsse die EU bei ambitionierten CO2-Grenzwerten für Neufahrzeuge bleiben. Deren Berechnungsgrundlage dürfe sich aber nicht am Gewicht orientieren, wie es die deutschen Autobauer derzeit in Brüssel durchzudrücken versuchten. „Die Folge wären immer neue schwere Modelle mit höherem Verbrauch und CO2-Ausstoßâ€, warnt Lottsiepen.
Das belege auch die aktuelle Studie von T&E, die zeige wie wichtig Gewichtsreduktion für die Verminderung der CO2-Emissionen sei. So hätten Unternehmen wie PSA, das den Spitzenplatz bei der CO2-Bilanz in Europa einnimmt, das durchschnittliche Gewicht von Neuwagen im letzten Jahr um fast einen Prozent verringert und damit auch die Emissionen gesenkt. Fahrzeuge von VW seien dagegen im Schnitt um ein Prozent schwerer geworden, die von Daimler sogar rund vier Prozent. „Ganz nach der alten Devise »größer, schneller, schwerer« – und klimaschädlicherâ€, spottet Lottsiepen und ergänzt: „Nur wenn moderne Effizienzstrategien wie bei BMW oder Spartechnik wie BlueMotion von VW auf die ganze Modellpalette angewendet werden, kann die deutsche Industrie wieder den Anschluss beim Klimaschutz gewinnen.â€
Alle Berechnungen beruhen auf den offiziellen EU-Beobachtungsdaten, die T&E von den europäischen Behörden eingefordert und dem unabhängigen »Institut für Europäische Umweltpolitik« in London zur Analyse übergeben hat. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) ist eine von europaweit 49 Mitgliedsorganisationen von T&E.
Weitere Informationen zur Studie und zu T&E unter www.transportenvironment.org