Bei einigen Krankenkassen kann man sich die Beitragserhöhung "zurückholen"
(djd/pt). Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung ist zum 1. Januar 2011 auf 15,5 Prozent gestiegen. Er setzt sich zusammen aus einem Arbeitgeberbeitrag von 7,3 Prozent und einem Arbeitnehmerbeitrag in Höhe von 8,2 Prozent. Der Arbeitgeberbeitrag ist dabei nach dem sogenannten GKV-Finanzierungsgesetz nunmehr festgeschrieben und damit ohne Gesetzesänderung nicht mehr veränderbar. Zudem gibt es seit Anfang 2011 keine Grenzen mehr bei den Zusatzbeiträgen. Sie können von den Kassen in beliebiger Höhe genommen werden. Ein Sozialausgleich erfolgt erst, wenn der durchschnittliche Zusatzbeitrag zwei Prozent des individuellen sozialversicherungspflichtigen Einkommens übersteigt.
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Wie ein Ölleck in der Tiefsee
Die Beitragssatzerhöhung und die Einführung von Zusatzbeiträgen in zahlreichen Krankenkassen beweisen, dass die Gesundheitskosten in Deutschland weiterhin scheinbar unaufhaltsam wie ein Ölleck in der Tiefsee sprudeln. Björn Hansen, Vorstand bei der mittelständischen Betriebskrankenkasse (BKK) Wirtschaft & Finanzen: „Solche Verteuerungen bekämpfen nur die Symptome des kränkelnden Gesundheitssystems und nicht deren Ursachen.“ Immerhin kann der Großteil der Kassen aktuell noch auf Zusatzbeiträge verzichten. Den Kassen, die sie dagegen erheben müssen, laufen die Versicherten in Scharen davon.
60 Euro mehr in der Tasche
Die BKK Wirtschaft & Finanzen zählt jedoch nicht nur zu den Kassen, die auch 2011 keinen Zusatzbeitrag erheben werden. Sie wird ihren Mitgliedern stattdessen sogar eine Prämie von jeweils 60 Euro auszahlen. Grund für diese Entscheidung ist die anhaltend positive Entwicklung der Kasse. „Wir haben nicht nur im vergangenen Geschäftsjahr finanziell solide gewirtschaftet, auch unsere Kundenzahl wächst kontinuierlich“, so Hansen. Werthaltige Mehrleistungen wie eine kostenfreie Auslandsreisekrankenversicherung oder die Unterstützung homöopathischer und anthroposophischer Heilmethoden haben sich mittlerweile herumgesprochen. So verzeichnete die Kasse allein 2010 ein Wachstum von mehr als 15 Prozent.
Hansen bleibt angesichts der gesetzlich verordneten Beitragssatzerhöhung dennoch Realist: „Durch die Prämienzahlung können zumindest unsere Versicherten die Mehrbelastung der gesetzlichen Beitragserhöhung teilweise kompensieren, nicht weniger, aber auch nicht mehr.“ In den Chor der Anhänger von Zusatzbeiträgen und Prämien möchte er daher trotz des Wettbewerbsvorteils für seine Kasse nicht einstimmen. „Als Vertreter einer mittelständischen Betriebskrankenkasse setze ich mich auch weiterhin für die Rückkehr zur Finanzautonomie auf Basis individueller Beitragssätze ein“, verspricht Hansen.
Wer hat Anspruch auf die Prämie?
Anspruch auf die Prämie von 60 Euro haben alle beitragspflichtigen Mitglieder der BKK Wirtschaft & Finanzen, auch im Laufe des Jahres 2011 eintretende Versicherte erhalten eine anteilige Zahlung. Eine Antragstellung ist nicht notwendig, die Auszahlung erfolgt Anfang 2012. Ein Wechsel zu dieser Kasse ist auch unabhängig von der Erhebung eines Zusatzbeitrags bei anderen Kassen in der Regel problemlos möglich. Von Montag bis Freitag steht von acht bis 18 Uhr gebührenfrei eine telefonische Hotline unter 0800-5661800 zur Verfügung. Auf www.bkk-wf.de gibt es mehr Informationen.
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