Mobilität muss sozialer gestaltet werden
Mobil zu sein ist heutzutage unumgänglich, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Doch wer wenig Geld hat, muss auch an seiner Mobilität sparen: Geringverdiener legen nachweislich weniger Kilometer am Tag zurück als der Durchschnitt.
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Durch Mobilitätsarmut büßen jedoch sozial Benachteiligte zusätzlich an Lebensqualität ein und sind auch bei der Arbeitsplatzsuche benachteiligt. Eingeschränkte Mobilität kann somit den sozialen Abstieg weiter verstärken. Die sozialen Aspekte der Mobilität müssen deshalb künftig in der Verkehrs- und Sozialpolitik stärker berücksichtigt werden. Benötigt werden Rahmenbedingungen, die eine flexible und kostengünstige Mobilität für Menschen mit wenig Geld ermöglichen. Was sich ändern muss, zeigt der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) in der aktuellen Ausgabe seiner Mitgliederzeitschrift fairkehr.
Eine Ursache der Mobilitätsarmut innerhalb bestimmter sozialer Gruppen sei laut VCD die verfehlte, autozentrierte Verkehrs- und Städteplanung der vergangenen Jahrzehnte. So wurden reine Wohnsiedlungen errichtet, Einkaufszentren auf die »grüne Wiese« verlegt und die Zersiedelung durch Instrumente wie die Pendlerpauschale finanziell gefördert.
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Schule, Kino oder Supermarkt sind inzwischen immer seltener fußläufig oder per Rad erreichbar. Öffentliche Verkehrsmittel sind häufig schlecht getaktet und für Geringverdiener oft zu teuer. Der VCD fordert deshalb die Kommunen auf, bessere Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen und den Nahverkehr für alle gesellschaftlichen Gruppen attraktiver zu gestalten. Städte wie Berlin, Köln und Dortmund hätten bereits gute Erfahrungen mit subventionierten Sozialtickets gemacht: Einkommensschwache Bürger bleiben so mobil, und auch die beteiligten Verkehrsbetriebe profitieren von neuen Kunden, während der Schwarzfahreranteil sinkt. Zudem werde es dadurch sozial Benachteiligten ermöglicht, auch ohne Auto am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und auf dem Arbeitsmarkt gleiche Chancen zu haben.
Denn der eigene Wagen gelte oft noch immer als Statussymbol, dessen Abschaffung in den Augen der Betroffenen den sozialen Abstieg besiegelt. Daher falle die Trennung vom eigenen Auto auch bei Geringverdienern immer noch am schwersten. Und das, obwohl beispielsweise im monatlichen Regelsatz eines Hartz-IV-Empfängers nur 14 Euro für den gesamten Bereich »Verkehr« vorgesehen sind, die monatlichen Kosten für einen Pkw jedoch meist bei mehreren hundert Euro im Monat liegen. Ohne Auto ließe sich dieses Geld laut VCD jedoch für Bustickets, eine Bahncard oder für Freizeitaktivitäten einsparen. So würden nicht nur die Umwelt und der Geldbeutel geschont, sondern auch die Teilhabe am öffentlichen Leben gefördert.
Alle Artikel zum Titelthema »Arm und mobil« lesen Sie in der Ausgabe 06/2008 der VCD-Mitgliederzeitschrift fairkehr, dem Magazin für Umwelt, Verkehr und Reisen. Bei Interesse senden wir Ihnen ein Rezensionsexemplar des Heftes gerne kostenfrei zu. Weitere Informationen auch unter www.fairkehr.de
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