Strompreiserhöhungen geplant
Zum Jahreswechsel droht erneut ein deutlicher Anstieg der Energiepreise in Deutschland. Zahlreiche Anbieter wie E.ON, RWE, Vattenfall Europe (Bewag und HEW), enviaM und TEAG wollen Strompreiserhöhungen nicht mehr ausschliessen und haben diese teilweise bereits fest angekündigt.
Eigenen Angaben zufolge werden die Versorger die Strompreise um 6 Prozent und mehr, Gaspreise sogar um mehr als 10 Prozent erhöhen. Die Netznutzungsentgelte sollen manchenorts um mehr als 20 Prozent angehoben werden. Die Konzerne begründen die Preissteigerungen mit gestiegenen Beschaffungskosten und steigenden Netzentgelten.
Doch sind die höheren Kosten tatsächlich gerechtfertigt?
Der Informationsdienstleister und Online-Marktplatz Verivox (www.verivox.de) ist der Meinung: Nein! Weil der Wettbewerb immer noch nicht funktioniert, werden die Verbraucher zur Kasse gebeten! Die Begründungen der Versorger für die Preiserhöhungen sind vorgeschobene Scheinargumente:
Beschaffungskosten
Die Beschaffungskosten für Öl und Kohle sind in den letzten Monaten drastisch gestiegen. Vergleicht man jedoch die Preise an der Strombörse Leipzig (EEX), so ergibt sich von 2003 zu 2004 eine Preissteigerung von lediglich 2 Prozent. Thomas Stollberger, Chefredakteur und Stromexperte des Tarifvergleich (www.verivox.de): „Die Beschaffungskosten machen heute lediglich noch ein Sechstel des Strompreises aus. Selbst wenn die Megawattstunde künftig, wie allgemein für 2005 erwartet, zwischen 35 und 37 Euro netto kosten sollte, würde das insgesamt nur eine Preiserhöhung von ca. 3 Prozent seit 2003 rechtfertigen. Die meisten Anbieter haben diese Teuerung – und mehr – jedoch bereits zum Jahresanfang 2004 an die Kunden weitergegeben.“
Durchleitungsgebühren
Die Durchleitungsgebühren in Deutschland zählen schon heute zu den höchsten in Europa. Trotzdem kündigten Anbieter wie RWE und Vattenfall Europe in den letzten Wochen eine weitere Erhöhung der Entgelte um bis zu 20 Prozent und mehr an. Hierzu Peter Reese, Marketingleiter bei Verivox: „Die hohen Netzentgelte wirken als Wettbewerbsbremse schlechthin. Nahezu unkontrolliert können sich die Netzbetreiber wie im Selbstbedienungsladen bereichern. Es klingt geradezu aberwitzig, dass die RWE Energy eine Strompreiserhöhung damit begründet, dass der eigene Konzern die eigenen Netzentgelte um fast 10 Prozent anheben will. Es ist an der Zeit, dass ein starker Regulierer Einfluss auf den Markt nimmt und die Netzgebühren vorab genehmigen muss. Die hohen Energiepreise schaden dem Wirtschaftsstandort Deutschland und belasten die Konsumenten unnötig.“
Die Netzentgelte machen heute durchschnittlich etwa ein Drittel des gesamten Strompreises aus. Die Entgelte für die Netznutzung schwanken im bundesweiten Vergleich erheblich: Der günstigste Netzbetreiber veranschlagt für einen Durschnittshaushalt mit 3000 Kilowattstunden pro Jahr 186,78 Euro Durchleitungsgebühren (netto), der teuerste 320,91 Euro. Der durchschnittliche Preis liegt bei 250,85 Euro.
Strom spült Geld in die Kassen der grossen Anbieter
Betrachtet man die Bilanzen der drei grössten Stromversorger, so werden nur wenige Kunden die Strompreiserhöhungen nachvollziehen können. Die RWE verdoppelte den Gewinn im ersten Halbjahr 2004 glatt auf 1,357 Mrd EUR. E.ON konnte im gleichen Zeitraum 2,82 Mrd EUR, Vattenfall Europe(Bewag und HEW) immerhin 753 Mio EUR Gewinn erzielen. Bei allen drei Unternehmen gilt Strom als eine der Haupteinnahmequellen.
Thomas Stollberger: „Stromkunden sollten die ständigen Preissteigerungen nicht einfach hinnehmen. Sowohl Haushalte als auch Gewerbe- und Industriekunden sollten sich daher dringend über Einsparpotenziale durch Vertrags- oder Anbieterwechsel informieren. Wir bieten unter http://www.verivox.de/power/ zahlreiche Möglichkeiten, Strompreise kostenlos zu vergleichen.“